Aus unserer Geschichte: Pfarrer Friedrich Kempf

Friedrich Kempf Pfarrer von Eschollbrücken und Hahn 1931 – 1940

Mit 28 Jahren trat Friedrich Kempf in einer Zeit äußerster politischer Gegensätze (Straßenschlachten etc.) die Nachfolge des Eschollbrücker Pfarrers Dr. Richard Drescher an und war auch Pfarrer von Hahn. Wie etliche evangelische Pfarrer wollte er die nationale und christliche Sache vereinen und wurde nach Hitlers Machtübernahme 1933 Mitglied der NSDAP und der Deutschen Christen. Bereits 1936 sollte er aus der NSDAP ausgeschlossen werden, weil er auf die Umbenennung Karls des Großen durch die Nazis zu Karl dem „Sachsenschlächter“ vor den Kindern der Eschollbrücker Schule Hitler als „Röhmschlächter“ bezeichnet hatte. In Hahn ließ er eine Beerdigung zeitgleich mit der Radio-Übertragung einer Hitlerrede ansetzen und setzte sich zusammen mit dem Kirchenvorstand gegen die Übernahme des evangelischen Kindergartens durch die NSV der Nazis ein und warnte vor dem drohenden Krieg. Dies führte 1939 zu seinem endgültigen Ausschluss aus der NSDAP.

1940 verließ er auf eigenen Wunsch Eschollbrücken und Hahn wurde Pfarrer in Seckmauern. Dort verhaftete ihn 1942 die Gestapo wegen wehrkaftzersetzenden Äußerungen. Vom Sondergericht Darmstadt wurde er nach einigen Wochen U-Haft am 22.9.1942 wegen Vergehens gegen das Heimtücke-Gesetz zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr verurteilt. Von der evangelischen Kirche wurde er daraufhin amtsenthoben und verlor seine geistlichen Rechte als Pfarrer sowie seine Pensionsansprüche.

Um einer KZ-Haft zu entgehen, meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht; auch trat er zur katholischen Kirche über, weil er deren Widerstand gegen das NS-Regime anerkannte. Er war bis Dezember 1944 Arbeitssoldat bei einer Panzerreparaturabteilung in Frankreich. Als Patient im Lazarett Darmstadt-Eberstadt bat man ihn, auf den Stationen Weihnachtsandachten zu halten. Dabei soll er einen SS-Offizier beleidigt haben und er wurde von der Gestapo im Wehrmachtsgefängnis in Mainz inhaftiert. Eine Erkrankung an Diphterie führte zur Verlegung ins Wehrmachtslazarett nach Wiesbaden, wo ihn Truppen der US-Army befreiten.

Aus gesundheitlichen Gründen konnte er das geplante Studium der katholischen Theologie an der Uni Mainz nicht verwirklichen.

Nach kurzem Einsatz als Lehrer in Leidersbach im Spessart kehrte er ins Elternhaus nach Damstadt zurück und war ein Jahr als Hilfslehrer am Ludwigs Realgymnasium in Darmstadt tätig. Nach seiner Entlassung war er zwei Jahre bei „The Stars & Stripes“, der Zeitung der US-Army im Büro beschäftigt. Um 1950 war er wieder zur evangelischen Kirch übergetreten und hoffte auf eine Wiederverwendung im Pfarrdienst. Bei seinen Bemühungen um Wiedergutmachung machte er deshalb keine Ansprüche gegen die evangelische Kirche geltend.

Im Alter von nur 51 Jahren starb Friedrich Kempf unerwartet an einer nicht erkannten Blutvergiftung.

Wir danken ganz herzlich Herrn Wolfgang Roth für diesen Beitrag.