Aus der Synode der EKHN

Frühjahrstagung 2018 der Kirchensynode

 

Hessen-Nassaus Kirchensynode tagte vom 26. – 28. April 2018 wieder in Frankfurt. Das Gremium (einem Parlament vergleichbar) traf sich wieder im Dominikanerkloster zu ihrer Frühjahrsstagung.

Der Bericht des Präses und der Kirchenleitung standen zur Beginn auf der Tagesordnung. Kirchenpräsident Volker Jung rief dazu auf, die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche „nicht einfach geschehen zu lassen, sondern als Christinnen und Christen mitzugestalten“. Dabei dürfe nicht allein die Frage nach der Nützlichkeit einer Entwicklung im Zentrum stehen, sondern vor allem das, „was Menschen gut tut und dem Leben dient“. Wichtig sei zudem, dass sich neue Technologien weltweit an Werten wie der Menschenwürde und den Menschenrechten messen lassen müssten. Nach Worten Jungs ist der digitale Wandel auch für die Kirche selbst eine Herausforderung. Er sprach sich deshalb für eine intensivere Auseinandersetzung mit der Digitalisierung aus. Jung: „Wir müssen miteinander und voneinander lernen. Vor allem brauchen wir den Willen, die digitale Veränderung gestalten zu wollen. Sonst gestaltet sie uns. Es geht nicht darum, dass wir digitale Kirche werden. Es geht darum, dass wir in einer digitalisierten Welt Kirche Jesu Christi sind und bleiben wollen – glaubwürdig, menschlich und hoffnungsvoll“.

Ein sehr berührendes weiteres Thema der Tagung war die Aufarbeitung der Heimkinder-Schicksale von 1945 bis 1975 in Hessen-Nassau. Mit der Bitte um Verzeihung von evangelischer Kirche und Diakonie an die so genannten „Heimkinder“ hat sich die Kirche um intensive Hilfestellungen für Betroffene bemüht. Neben individuellen Hilfestellungen ist im Rahmen der Aufarbeitung auch ein Heimkataster entstanden, eine Ausstellung über die Situation der Heimkinder ist in Vorbereitung, und wir konnten auch schon Ausschnitte eines Films über Betroffene sehen, die auch interviewt

wurden, und diese Dokumentation beschäftigt sich vor allem mit der Rolle der Medizin in der Heimsituation. Bevor der Film am 25. Juni in Frankfurt der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll, wird er zuvor im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung den ehemaligen „Heimkindern“ gezeigt und besprochen.

Wir Synodale diskutierten auch über die weitere ökologische Ausrichtung der Kirche: wie kann unsere Kirche deutlich am Erhalt der Schöpfung mitwirken? Gemeinsame „ökofaire“ Beschaffung von Materia-lien und Dienstleistungen wurden vorgestellt. Dazu gehört beispielsweise neben einer speziellen Einkaufsplattform auch eine mögliche gemein-schaftliche Beschaffung von Öko-Strom.

Ein weiterer wichtiger Punkt der Tagesordnung war die Generaldebatte der Zukunft der evangelischen Kindertagesstätten. Die EKHN betreut in fast 600 Einrichtungen rund 43.00O Kinder. Sie bezuschusst den Betrieb mit eigenen Mitteln in Höhe von 41 Millionen Euro. Vor allem der Wunsch vieler Eltern nach längeren Öffnungszeiten, gestiegene Anforderungen etwa in Fragen der Inklusion und Integration sowie fehlende pädagogische Fachkräfte sind für viele Einrichtungen eine Herausforderung geworden. Gleichzeitig will sich die evangelische Kirche weiter an der gesellschaftlichen Aufgabe der frühkindlichen Erziehung und Bildung beteiligen. Eine Strategie-Kommission soll eingerichtet werden, die sich mit den Heraus-forderungen in den Kitas befassen wird und in der Herbstsynode sollen dann erst Resultate vorgelegt werden.

Über die Stiftung DiaDem der Diakonie Hessen (Hilfe für demenzkranke Menschen) wurde über den derzeitigen Stand berichtet.

Die Zusammenarbeit innerhalb der EKHN eröffnet ab dem kommen-den Jahr neue Möglichkeiten. Ein umfangreiches Regelwerk lässt flexible Kooperationsformen zu, die die Gemeinden zur gemeinsamen Gestal-tung des kirchlichen Lebens nach ihren Bedürfnissen anpassen können. Das Gesetz zur Förderung von regionalen Zusammenschlüssen sieht neben den bereits bekannten Formen der pfarramtlichen Verbindung und Arbeitsgemeinschaft auch besondere Kooperationsräume für den Pfarrdienst und weitere Möglichkeiten vor.

Ebenso wurde auch eine Debatte über die Zukunft der Pfarrhäuser eröffnet, die auf der Herbstsynode weitergeführt werden soll.

Trauung für alle Eheschließungen: bisher wurde die gleichgeschlechtliche Eheschließung als Segnung bezeichnet, in Zukunft soll der Begriff Trauung für alle Gottesdienste anlässlich eines vom Standesamt bekundeten Lebensbündnisses von Paaren gelten. Bereits seit 2002 sind Segnungsgottesdienste in der EKHN für Homosexuelle möglich. Die hessen-nassauische Kirche folgt damit der rechtlichen Gleichstellung, die der Bundestag im Juli 2017 mit dem „Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts“ beschloss.

Einige Wahlen standen noch an: unter anderem wurde eine Nachfolgerin für die in Ruhestand gehende Kirchen-Dezernentin gewählt, eine Theologin aus Hannover bekam eine große Mehrheit; dieses Amt ist für zentrale Fragen des kirchlichen Lebens mitverantwortlich.

Waffenproteste in den USA

Eine Grußbotschaft wurde an unsere amerikanische Partnerkirche United Church of Christ (UCC) für schärfere Waffengesetze in den USA geschickt. Bei den landesweiten Protesten in den Vereinigten Staaten hatte sich die UCC im März massiv engagiert. In dieser Grußbotschaft heißt es, dass die EKHN die Hoffnung auf eine „Gesellschaft ohne Gewalt, Diskriminierung, Unterdrückung und rassistische Übergriffe“ mit den transatlantischen Partnern teile. „Als Kirche in einem Land, das weltweit an Platz drei des Exports von Kleinwaffen steht, wissen wir um die eigene Verstrickung in das Geschäft mit dem Tod und die Verantwortung für stärkere Waffen-kontrollgesetze“, so unter anderem im Text.

Die Herbstsynode trifft sich wieder vom 28.11.-01.12 2018 zu ihrer Tagung im Dominikanerkloster in Frankfurt.

Wenn Sie Fragen zu den Themen haben, sprechen Sie mich gerne an!  Ulrike Bochmann-Lilge

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Frühjahrstagung 2017 der Kirchensynode

 Die 3. Tagung der Zwölften Kirchensynode fand vom 4.-6.Mai in Frankfurt statt. Wie immer begann die Synode ihre Tagung mit dem Gottesdienst in der Heiliggeistkirche, bevor die 140 Delegierten zur Beratung in den Räumen des Dominikanerklosters ihre Plätze einnahmen. Unter der Leitung von Präses Ulrich Oelschläger wurde die Tagung eröffnet.

Auf der Tagesordnung stand zum Auftakt der Bericht unseres Kirchenpräsidenten Volker Jung zur Lage in Kirche und Gesellschaft. Darin bezeichnete er es als eine der wichtigsten aktuellen Aufgaben der evangelischen Kirche, inmitten einer „nervösen Gesellschaft“ den „Blick für Respekt und gutes Miteinander zu bewahren“.

Er hat seinen Bericht 2017 unter das Luther-Wort gestellt:

Wir sind es doch nicht, die da die Kirche erhalten könnten. Unsere Vorfahren sind es auch nicht gewesen. Unsere Nachkommen werden’s auch nicht sein: sondern, der ist’s gewesen, ist’s noch und wird’s sein, der da sagt: Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt (Mt 28,20)“.

In seinem Beitrag entwickelte er aus 500 Jahren Reformationsgeschichte Perspektiven für die Zukunft der evangelischen Kirche.

Nach Worten Jungs hat die hessen-nassauische Kirche angesichts einer zunehmend komplexer werdenden Welt den Weg gewählt, „ein starkes Netz von Ortsgemeinden“ unter anderem mit „unterstützenden Diensten in der Gesamtkirche“ zu verknüpfen. Alle seien dabei „in eigenständiger Weise für die Präsenz des Evangeliums verantwortlich“. Die Zukunft mit einer absehbar kleiner werdenden Mitgliederzahl „wird uns auch einiges abverlangen – vor allem bleibende Flexibilität und auch die Bereitschaft zu Veränderungen“, sagte er.

Ein großer Diskussionspunkt ist die Pfarrstellenbemessung über die aktuell rund 1500 Pfarrstellen, die aufgrund einer bevorstehenden Pensionierungswelle, sowie ein prognostizierter Rückgang der Mitgliederzahlen infolge der Altersentwicklung der Bevölkerung machen Anpassungen im neuen Jahrzehnt notwendig.

Der Entwurf sieht vor, dass die Pfarrstellen zwischen 2020 und 2024 jährlich um 1,6 Prozent auf knapp 1300 Stellen sinken sollen. Da gab es natürlich großen Redebedarf. Eine Entscheidung ist für die Herbstsynode vorgesehen. Es ist geplant, das derzeitige Verhältnis von Gemeindegliedern pro Seelsorgerin und Seelsorger bei kirchenweit rund 1600 Gemeindegliedern zu erhalten.

 

Es wurden auch noch zwei Resolutionen gegen die Todesstrafe in der Türkei und zur Flüchtlingspolitik verfasst.

Die Synode protestiert aufs Schärfste dagegen, dass bei Asylanträgen die Taufe von Flüchtlingen in evangelischen Kirchengemeinden zunehmend als asyltaktische Entscheidung bewertet wird. Dabei prüft zeitweise das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) durch Befragungen etwa nach der Anzahl der Gottesdienstbesuche die Verbindlichkeit der Entscheidung, zum evangelischen Glauben überzutreten.

Die Synode fordert vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, auf staatliche „Glaubensprüfungen“ zu verzichten. Außerdem fordert die Synode, durch zügige Visaerteilung die Familienzusammenführung für nachzugsberechtigte Angehörige im Ausland baldigst zu ermöglichen.

Die beiden Resolutionen mit vollständigem Text sind im Internet nachzulesen (info@ekhn.de).

Ein Zukunftskonzept für die Jugendbildungsstätten in Hohensolms und Kloster Höchst im Odenwald wurde beraten, Entscheidung noch offen.

Einige Gesetze in erster Lesung wurden an die verschiedenen Ausschüsse zur weiteren Beratung verwiesen, damit sie dann in der kommenden Herbsttagung verabschiedet werden können.

Insgesamt war es eine Synode mit zahlreichen Diskussionen und Gesprächen, die immer wieder auf das Reformationsjubiläum eingingen und auch noch einmal die vielen Veranstaltungen in den Mittelpunkt rückte, besonders den kommenden Kirchentag in Berlin und Wittenberg vom 24. bis 26.Mai 2017.

Die Herbstsynode findet vom  29.11.- 02.12.2017 statt.

Autorin: Ulrike Bochmann-Lilge