Aus unserer Geschichte: Folgen der Reformation für Eschollbrücken

Folgen der Reformation für Eschollbrücken, von: Wolfgang Roth

Wir danken Herrn Wolfgang Roth (hier bei der Vorstellung der Geo-Park-Info-Tafeln am 25. April 2017) sehr herzlich, dass er uns seine umfassende Sachkunde zur Verfügung gestellt hat.

Kerb im November

Als man 1728 den Neubau des Kirchenschiffs in Angriff nahm und auch vollendete, hatte sich durch die Einführung der Reformation nach 1526 eine Frage erübrigt: welchem Heiligen ist diese Kirche nun geweiht ?

So beging man die Einweihung des Neubaus am 7. November 1728 und seither feiert man in Eschollbrücken die Kerb am 1. Sonntag im November.

Das alte abgebrochene Kirchenschiff war dem Heiligen Bartholomäus geweiht und dessen Ehrentag ist in der katholischen Kirche laut Heiligenkalender der 24. August. Bis zum Jahr 1727 wird man in Eschollbrücken die Kerb am Sonntag nach Bartholomäus gefeiert haben – also am letzten Sonntag im August. Dieses Datum nennt Wilhelm Müller 1 in seinem Hessischen Ortsnamensbuch und auch Barbara Demandt hat 1966 2 dieses Datum übernommen.

Auch die Einweihung des Neubaus der Pfungstädter Kirche am 12. September 1748 wird wohl eine Vorverlegung der Kerb in Pfungstadt zur Folge gehabt haben: die alte Kirche war dem Heiligen St. Martin geweiht und dessen Feiertag wird bekanntlich am 11. November gefeiert.

Aber an den alten Bräuchen aus der Zeit vor der Reformation wie der Heiligenverehrung wollte man 1728 in Eschollbrücken nicht mehr festhalten und nun gab es auch in der neuen Eschollbrücker Kirche keinen Valentinsaltar mehr. Denn neben dem Hauptaltar für den Heiligen Bartholomäus hatte die alte Eschollbrücker Kirche auch einen Altar für den Heiligen Valentin, dessen Ehrentag am 14. Februar noch halbwegs die Zeiten überdauert hat und den Blumenhändlern immer noch viel Freude bereitet. In dem Verzeichnis „Bestand der Superintendentur Darmstadt von 1557″ wird allerdings neben dem Hochaltar auch noch der zweite Altar für den Heiligen Sankt Valentin aufgelistet.

Der Heilige Bartholomäus wird als einer der zwölf Jünger Jesu als Märtyrer verehrt, der in Armenien durch Enthauptung hingerichtet worden sein soll. Von Kaiser Otto II. wurden die Bartholomäus Gebeine 983 von Benevent in Italien nach Rom gebracht. 1238 kam die Hirnschale als Reliquie durch Kaiser Friedrich II. in den neuerbauten Dom von Frankfurt, der nach ihm geweiht wurde.

In näherer Umgebung war bereits 1130 die neuerbaute Kapelle in der Burg der Herren von Bickenbach dem Heiligen Bartholomäus geweiht worden.

Zwar wird im Schöffenweistum von 1355 erstmals der Eschollbrücker Pfarrer namentlich erwähnt, aber Ferdinand Koob nennt bereits für 1255 eine Kirche samt Pfarrer für Eschollbrücken.3

Erster bekannter lutherischer Pfarrer in Eschollbrücken

Als Pfarrer zu Eschollbrücken nennt dieses Bestandsverzeichnis von 1557 Johannes Veit. Er ist der erste evangelische Pfarrer, der namentlich bekannt ist. Sicherlich war auch in Eschollbrücken einige Jahre zuvor die Reformation eingeführt worden; hatte doch der damalige Landesfürst Landgraf Philipp der Großmütige 1526 mit der Einführung der lutherischen Lehre begonnen.

Johannes Veit kam aus Eberstadt nach Eschollbrücken und war dort der Nachfolger des 1542 aus Bickenbach nach Eberstadt gekommenen lutherischen Pfarrers Michael Scheffer. Als die Herren von Frankenstein aufgrund des vom Augsburger Reichstags 1549 beschlossenen „Interims“ wieder zum katholischen Glauben zurückkehrten, war Johannes Veit abgesetzt worden, weil er nicht bereit war wieder katholisch zu werden: Vielleicht hatte er als lutherischer Pfarrer geheiratet und war nicht bereit sich von seiner Frau scheiden zu lassen. So wurde er lutherischer Pfarrer für Eschollbrücken. In Eberstadt war die Rekatholisierung 1553 wieder beendet worden und hatte die Absetzung der beiden „neuen“ katholischen Pfarrer in Eberstadt und Nieder-Beerbach zur Folge.

Johannes Veit war um 1522 in Frankfurt geboren und versah den Dienst als Pfarrer in Eschollbrücken vierzig Jahre lang bis zum Jahr 1589.

 

1 Wilhelm Müller, Hessisches Ortsnamens Buch Bd. 1 Starkenburg, Darmstadt 1937

2 Barbara Demandt, Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains, Marburg, 1966

3 Ferdinand Koob, Die katholische Kirche im Landkreis in: Landkreis Darmstadt, Monographie einer Landschaft, Darmstadt 1962